Bis in den barocken Schlossgarten hinein konnte man am vergangenen Sonntag die wunderbaren Töne hören, die der junge Geiger Sunny Franz seinem Instrument zu entlocken wusste, begleitet von den drei virtuos gespielten Gitarren der Sprösse der Familie Reinhardt Grancino Reinhardt, Taylor Reinhardt und Magnio Löffler, dem fein gezupften Bass von Sebastian Rudolfo Christ sowie dem alles übertonenden Applaus des Publikums im „Blauen Loch“ in der Zeyherstraße.
Das Sinti-Ensemble verstand es, mittels kongenialen Zusammenspiels der abwechselnd mit Solo oder Rhythmus beschäftigten Gitarristen mit dem Bassisten, dem Geiger einen ständig vibrierenden Klangteppich zu bereiten, auf dem er seine mitten aus dem Herzen kommenden Improvisationen ausbreiten konnte. Gleiches galt natürlich für die diversen virtuosen Soli der einzelnen Gitarristen.
Nach dem Eröffnungsstück Sweet Georgia Brown begrüßte der Vorsitzende der Jazzinitiative, die das vormittägliche Konzert veranstaltete, Manfred Kern, die Gäste im zu diesem Zeitpunkt bereits gut gefüllten Biergarten. Kern freute sich, dass es ihm erneut gelungen war, diese exzellente Band zu verpflichten, und dankte dem Wirt Michel Münch für die Bereitschaft, „den schönsten Biergarten der Stadt“ für die Jazzmusik zur Verfügung zu stellen. Danach ging es gleich weiter mit Standards wie All Of Me oder I Can’t Give You Anything But Love, gefolgt von typischem Sintijazz wie Savoir Vivre von Martin Weiss und Mimosa und Hungaria des weltbekannten französischen Musikers Django Reinhardt.
Das zweite Set – der Biergarten war jetzt bis auf den letzten Platz besetzt – begann mit For Sephora von Stochelo Rosenberg, gefolgt von weiteren Stücken von Django Reinhardt und anderen Musikern aus der Manouche-Szene. Vor der Pause kam Sunnys Onkel, der Opernsänger Manolito Franz, auf die Bühne und präsentierte eine glanzvolle Version von Loredana Bertès Sei Bellissima, professionell begleitet vom Ensemble und mit überschwänglichem Beifall beklatscht vom Publikum, das mittlerweile bis auf die Straße stand.
Im dritten Set spielte das Ensemble einen ungarischen Czárdás und danach die Bossa-Nova-Rumba Manhã de Carnaval aus dem Film Black Orpheus, komponiert von Luiz Bonfá. Nach Belleville und Coquette aus der Feder von Django Reinhardt und einem Ausflug in die Klassik mit Claire de Lune von Claude Debussy musste auf Wunsch zahlreicher Gäste nochmals Manolito Franz auf die Bühne. Mit prächtiger Stimme sang er die Titelmeldodie des Films Der Pate, Speak Softly Love von Nino Rota, bejubelt von den Gästen im und vor dem Biergarten.
Direkt im Anschluss bat Sunny Franz den Vorsitzenden der Jazzinitiative, ebenfalls ein Stück zum Besten zu geben. Manfred Kern packte allen Mut zusammen und interpretierte das anfangs bereits gehörte Stück All Of Me, diesmal mit dem von ihm selbst geschriebenen Text Eiskaffee, sehr zur Freude des Publikums, die das Ensemble erst nach mehreren Zugaben von der Bühne gehen ließ.